Arne Schimmer (NPD): „Unser ostdeutsches Erbe ist etwas Gegenwärtiges, wie nicht nur der schlesische Sturm unserer Nationalelf belegt“
Vor nunmehr drei Jahren, am 17. Juni 2011, brachte die NPD-Fraktion einen Antrag zur Schaffung eines nationalen Gedenktages zur Erinnerung an das Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen in den Geschäftsgang des Landtages ein. Während dieses Ansinnen seinerzeit von allen anderen Fraktionen brüsk zurückgewiesen wurde, stimmte der Landtag heute einem inhaltlich nur minimal modifizierten Antrag von CDU und FDP zur Schaffung eines sächsischen Gedenktages für Heimatvertriebene mehrheitlich zu.
Selbstverständlich stimmten auch die NPD-Abgeordneten für diesen Antrag, der vertriebenenpolitische Sprecher der NPD-Fraktion, Arne Schimmer, ließ es sich allerdings nicht nehmen, darauf hinzuweisen, daß damit zum wiederholten Male eine parlamentarische Initiative der Nationaldemokraten von den Koalitionsfraktionen aufgegriffen und als vermeintlich eigene Idee durchs Parlament gebracht wurde – allerdings aus wahltaktischem Kalkül und nicht aus innerer Überzeugung.
Arne Schimmer erinnerte in seiner Rede daran, daß der Einsatz für die Rechte der Heimatvertriebenen über viele Jahre nationalpolitischer Konsens aller Parteien in der alten Bundesrepublik war.
Hierzu führte er aus:
„Die SPD galt damals als die deutsche Vertriebenenpartei, und ihr erster Vorsitzender nach dem Krieg, der gebürtige Westpreuße Kurt Schumacher, der ‚Löwe aus Culm‘, war der denkbar kompromißloseste und scharfzüngigste Streiter für die deutsche Einheit und die Belange der deutschen Heimatvertriebenen. Genauso deutlich positionierte sich Herbert Wehner wortwörtlich gegen einen ‚Ausverkauf im Osten‘ und ließ es sich nicht nehmen, auch persönlich an allen Treffen der Heimatvertriebenen teilzunehmen. Für die CDU redete Helmut Kohl noch im Jahr 1985 beim Deutschlandtreffen der Schlesier in Hannover, das ursprünglich unter dem Motto ‚Schlesien bleibt unser‘ gestanden hatte.“
Allerdings sei es aus heutiger Sicht dabei jedoch oftmals nur um eine parteipolitische Instrumentalisierung der Heimatvertriebenen gegangen, „die als Stimmvieh bei Wahlen ihren Dienst leisten sollten, um dann nach der Regierungsbildung abserviert zu werden“.
Schimmer weiter: „In den neunziger Jahren und dem Jahrzehnt nach dem Jahrtausendwechsel wurde deutlich, daß gemeinsam mit den etablierten Parteien nicht einmal die Errichtung eines ‚Zentrums gegen Vertreibungen‘ zu machen war, obwohl der Stiftungsvorstand, der dieses Projekt realisieren sollte, mit der CDU-Politikerin Erika Steinbach und dem mittlerweile leider verstorbenen SPD-Politiker Peter Glotz sehr ausgewogen besetzt war. In dieser Debatte wurde aber schnell deutlich, daß maßgebliche Teile der politischen Klasse in Deutschland die Erinnerung an Pommern, Ostpreußen, Schlesien und das Sudetenland offenbar ganz tilgen und die grausame Vertreibung der Deutschen als eine Art verdientes göttliches Strafgericht erscheinen lassen wollen.“
Der an der Universität von Alabama lehrende Historiker Andrew Demshuk spreche in seiner im Jahr 2012 veröffentlichten Arbeit „The lost German East“ daher auch mit Befremden und Sorge von der „Geschichtslosigkeit der Deutschen“, die sich in ihrem Umgang mit dem ostdeutschen Erbe zeige. „Ein so liebloser Umgang mit der eigenen Geschichte und ihren entscheidenden Bruch- und Wendepunkten dürfte in der Tat in keinem anderen Land der Welt – egal wie arm oder reich es nach vordergründigen Wohlstandskriterien auch sein mag – auch nur denkbar sein“, so der NPD Abgeordnete.
Abschließend führte Arne Schimmer aus:
„Deutschland ist auch heute noch undenkbar ohne die geistige Mitgift, die es aus seinen ostdeutschen Provinzen mitbekam: Ferdinand Porsche, Gregor Mendel, Marie von Ebner-Eschenbach, Adalbert Stifter, Rainer Maria Rilke, Otfried Preußler, Franz Fühmann, Gustav Mahler, Christoph Willibald Gluck und der erzgebirgische Volksdichter Anton Günther waren Sudetendeutsche; Heinrich George, Rudolf Virchow, die spätere russische Zarin Katharina die Große, Arthur Schopenhauer und Klaus Kinski stammen aus Pommern oder der Hansestadt Danzig; Andreas Gryphius, Joseph von Eichendorff, Adolph von Menzel, Gerhart Hauptmann, Bernhard Heisig und Bernhard Grzimek waren Schlesier; aus Westpreußen stammen Hermann Löns, Joachim Fernau und Nikolaus Kopernikus; und Lovis Corinth, Johann Georg Hamann, Gabriel Daniel Fahrenheit, Johann Gottfried Herder, ETA Hoffmann, Immanuel Kant, Käthe Kollwitz, Siegfried Lenz, Agnes Miegel, Hermann Sudermann und Ernst Wiechert waren Ostpreußen. In Königsberg wirkten außerdem Heinrich von Kleist, Hannah Arendt und Konrad Lorenz, so daß der Autor Jürgen Manthey nicht umhin kam, in seiner Geschichte Königsbergs diesen Ort als einen der Welthauptstädte des Geistes und der Philosophie zu bezeichnen.
Aber auch heute noch sind Ostdeutsche unter uns, die als Meister ihres Faches gelten. Man denke nur an den Danziger Literatur-Nobelpreisträger Günther Grass, an den schlesischen Ausnahmedirigenten und die Leitfigur der Leipziger Montagsdemonstrationen Kurt Masur oder an den aus Ostpreußen stammenden Erfolgstrainer und heutigen Sportjournalisten Udo Lattek.
Unser ostdeutsches Erbe – es ist eben nichts Museales, nichts Abgeschlossenes, nichts, was nur mit älteren Herrschaften in Trachtenkleidung zu tun hat, die sich schlesischen Streuselkuchen reichen lassen und danach dann einen Bärenfang oder ein Danziger Goldwasser trinken, sondern es ist etwas stets Gegenwärtiges, woran uns auch ein Blick auf unsere deutsche Fußball-Nationalmannschaft erinnert, deren Sturm von Miroslav Klose und Lukas Podolski gebildet wird, die beide der heutigen deutschen Minderheit in Schlesien entstammen.
Erweisen wir uns also diesem unermeßlich reichen und vielfältigen Erbe als würdig, lassen wir es nicht verkommen, so lange wir noch eine Chance dazu haben, so lange es noch Zeitzeugen gibt, die befragt werden könnten, und solange viele wichtige Dokumente, Bücher, Manuskripte, Photographien und Kunstwerke, die endlich fach- und sachgerecht archiviert werden müßten, noch nicht vermodert sind.“
Thorsten Thomsen
Pressesprecher der NPD-Fraktion im Sächsischen Landtag
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