Ein absonderlicher Vorschlag zum Kindertag „Kindertag am ersten Juni – Friede wünscht sich jedes Kind, ob nun seine Eltern Schwarze, Gelbe oder Weiße sind“, hieß es in einem DDR-Kinderlied. Dem SPD-Landtagabgeordneten Henning Homann, 1979 in Düsseldorf geboren, dürfte dieses Lied nicht geläufig sein. Pünktlich vorm Internationalen Kindertag meldete sich dieser aufstrebende Landespolitiker zu Wort und überraschte die Öffentlichkeit mit der innovativen Forderung nach einem „Kinderbeauftragten“ für Sachsen. Offenbar nicht ausgelastet mit der Überwachung des Dresscodes im Sächsischen Landtag, vielleicht auch etwas ermüdet von seinem mutigen „Kampf gegen Rechts“, hat der noch kinderlose junge Abgeordnete nun herausgefunden, daß ein Beauftragter alle Probleme der sächsischen Kinder lösen könne. Dabei geht es wohl weniger um Kinderarmut, um zerrüttete Familienverhältnisse (schönrednerisch „vielfältige Lebensentwürfe“ oder „moderne Familienformen“), um Perspektivlosigkeit in den ländlichen Regionen oder auch um die reichliche Tonne Ritalin, die laut der Antwort der Staatsregierung auf eine Kleine Anfrage pro Jahr den sächsischen Kindern verabreicht wird. Nein, darum geht es nicht – der/die Beauftragte soll u. a. einen „Blick auf Vorhaben der Landespolitik“ werfen. Auch hier wissen wir nicht: geht es um die dauerhaft gekürzte Jugendpauschale, geht es um die Verankerung von Kinderspielplätzen im Landesentwicklungsplan oder vielleicht auch um die befürchtete Streichung des Landeserziehungsgeldes zugunsten der popeligen 100 Euro „Herdprämie“? Wir wissen es nicht, wir können über Sinn und Zweck des Beauftragten nur mutmaßen. Da nützt es auch nichts, daß Herr Homann auf Sachsen-Anhalt verweist, wo es einen derartigen Beauftragten seit Jahren gibt. Beauftragte an sich sind eine Plage. Viele Landesbeauftragte erst recht. Niemandem wirklich Rechenschaft schuldig, werden ihnen Rechte eingeräumt, die es ihnen ermöglichen, der Verwaltung permanent auf die Nerven zu gehen und sie – im Interesse des von ihnen vertretenen Personenkreises – auf Trab zu halten. Das hat im Falle des Datenschutzbeauftragten noch eine gewisse Berechtigung, Datenschutz geht alle an – aber wie steht es mit den bereits vorhandenen Beauftragten-Stellen für Senioren, Behinderte, Frauen, Ausländer – und nun vielleicht noch Kinder? Besonders gefallen hat mir übrigens die Stelle in Homanns Forderung „aus Sicht der Kinder…..“ – so gut, so edel, so undifferenziert. Aus Sicht eines Kindergartenkindes? Aus Sicht eines zwölfjährigen Schülersprechers? Aus Sicht eines Kindes, dessen Eltern Anrecht auf Leistungen aus dem Bildungspaket haben? Aus der Perspektive von 1,20 m Körperhöhe? Was ist mit einem ausländischen, behinderten Kind? Wird es dann durch drei Beauftragte geteilt? Fragen über Fragen. Wir sollten einen Beauftragten für Beauftragte etablieren, um diese Fragen zu klären. Oder wir vergessen die Idee des Abgeordneten Homann und machen als Ganzes, als Sächsischer Landtag, kinderfreundliche Politik. Dafür brauchen wir keinen Beauftragten, nur die Liebe zu unseren Kindern und den Willen, unsere Heimat für unsere eigenen Kinder zu schützen und zu erhalten. Vielleicht, ja vielleicht singen sie uns zum Dank dann eines Tages ein anderes schönes Kinderlied, in dem es heißt „…und wir lieben die Heimat, die schöne, und wir schützen sie, weil sie dem Volke gehört. Weil sie unserem Volke gehört.“ Gitta Schüßler
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