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Literat Rathenow ist nur dritte Wahl

08.03.2011 | von Frank Franz

Peinliche Distanzierungserklärung gegen NPD soll offenbar frühere Verbindungen ins Netzwerk der Neuen Rechten überdecken

Zu der Ankündigung des Literaten Lutz Rathenow in der heutigen „Leipziger Volkszeitung“, er wolle sich als Kandidat für das Amt des sächsischen Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen bei allen Fraktionen des Landtages mit Ausnahme der NPD vorstellen, erklärte heute der NPD-Fraktionsvorsitzende Holger Apfel:

„Nachdem Freya Klier nicht Stasi-Landesbeauftragte werden durfte und FDP-Wunschkandidat Konrad Felber seine Kandidatur selbst ausgeschlossen hat, soll nach dem Willen der Staatsregierung nun Lutz Rathenow das Amt übernehmen. Der Kandidat ist damit nur die dritte Wahl und auch sonst nicht unbedingt für das Amt geeignet.

Seine heute von der LVZ veröffentlichte Distanzierung von der NPD-Fraktion ist peinlich und durchsichtig zugleich. Peinlich deshalb, weil ein Mann, der immer lauthals über Demokratie und Bürgerrechte fabuliert, damit den Willen eines Teils der sächsischen Wähler einfach nicht anerkennen will. Und durchsichtig ist die Äußerung, weil sich Herr Rathenow damit offenbar von seinen Kontakten in das rechtskonservative politische Spektrum der sogenannten Neuen Rechten prophylaktisch reinwaschen will. Rathenow scheint aus dem Fall Peter Krause in Thüringen gelernt zu haben, der 2009 als Kultusminister im Gespräch war, dann aber über seine frühere Tätigkeit als Autor der rechtskonservativen Wochenzeitung ‚Junge Freiheit’ und ein andere rechte Zeitschrift stolperte und schließlich auf das Amt verzichtete.

So ein Verhalten ist armselig. Wir können Herrn Rathenow aber beruhigen: Er muß nicht fürchten, die Stimmen der NPD-Abgeordneten zu erhalten. Wer sich schon als Kandidat so aufführt, der wird nicht die Stimmen der Nationaldemokraten bekommen.“

Der 1952 in Jena geborene Rathenow pflegte seit den 80er Jahren einen unbekümmerten Umgang mit dem rechten politischen Spektrum. So veröffentlichte er mehrfach in der nationalrevolutionären Zeitschrift „wir selbst“. In der 1990 von Heimo Schwilk herausgegebenen Festschrift „Das Echo der Bilder. Ernst Jünger zu Ehren“ schrieb er eine literarisch schwache Hommage für den damals 95jährigen Autor. Im Jahre 1996 erhielt Rathenow für seine gereimten Belanglosigkeiten den „Konrad-Adenauer-Preis für Literatur“ der von linker Seite immer wieder kritisierten rechtskonservativen „Deutschland-Stiftung“, die schließlich 2007 nach einem erfolglosen Insolvenzverfahren aufgelöst wurde. Ihr langjähriger Chef Kurt Ziesel war zudem Mitbegründer der „Gesellschaft für Freie Publizistik“, der auch der NPD-Fraktionsvorsitzende Holger Apfel seit vielen Jahren angehört.

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