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“Wird die Teilverlagerung des Neoplan-Werkes Plauen von der EU gefördert?”

26.01.2010 | von Frank Franz

Im Vogtland nehmen die wirtschaftlichen Existenzängste zu. Im vergangenen Jahr wurde die Schließung des Gardinenwerkes Enka in Elsterberg beschlossen, das sich mittlerweile in Auflösung befindet. Nun wackelt auch der Standort des Busherstellers Neoplan in Plauen, die Konzernmutter MAN hat mittlerweile verkündet, die Rohkarossen-Fertigung in das ostpolnische Werk Starachowice zu verlagern.

 
Der NPD-Landtagsabgeordnete Arne Schimmer stellte heute eine Kleine Anfrage zu dem Vorgang und äußerte dazu:
 
“Am 21. Januar 2010 waren Pläne von MAN zur Verlagerung von Rohbau und Korrosionsbehandlung ins polnische Starachowice bekannt geworden. Als Gründe nannte ein Unternehmenssprecher das Fehlen einer Anlage zur kathodischen Tauchlackierung, die für die Sicherung des Rostschutzes notwendig sei. Neoplan hat heute 586 Mitarbeiter. Darunter sind 120 Zeitarbeiter, die für ein Sonderprogramm Bussanierung bis April eingestellt sind. Weitere 72 Mitarbeiter haben einen befristeten Arbeitsvertrag. Wird der Umzug wie angekündigt bis Jahresende realisiert, sinkt die Zahl der Beschäftigten um 192 auf knapp 400. Von Arbeitnehmern und Gewerkschaften wird nun zu Recht eine Schließung auf Raten befürchtet.
 
Keiner kann die Ankündigung des MAN-Mutterkonzerns so recht verstehen, schließlich galt Neoplan Plauen als Vorzeigeunternehmen, und das nicht nur im Vogtland, sondern auch innerhalb des MAN-Konzerns. Immerhin lieferte der Betrieb vergangenes Jahr das bislang beste Ergebnis in seiner fast 20-jährigen Geschichte ab. Viele Arbeitnehmer in der Region werden nun an die Enka-Schließung denken müssen, wo ebenfalls ein profitables Werk, das stabile wirtschaftliche Ergebnisse ablieferte, platt gemacht wurde. Die Beispiele Enka und Neoplan zeigen, daß hochprofitable mitteldeutsche Standorte offenbar gerade dann gefährdet sind, wenn in westdeutschen Konzernzentralen über sie entschieden wird.
 
Für jeden unvoreingenommenen Betrachter stellt sich nun die Frage, wie es sich betriebswirtschaftlich rechnen kann, die Busse im Rohbau 800 km entfernt in Starachowice bauen zu lassen, um sie dann nach Plauen zu transportieren und dort fertig stellen zu lassen? Sind die Löhne dort so gering, daß sie die enormen Transportkosten aufwiegen, oder gibt es, wie so oft, auch noch vom EU-Nettozahler Deutschland bereitgestellte Fördermittel für eine derartige Produktionsverlagerung? Gerade die Nähe zu den wichtigsten Absatzmärkten war doch bislang ein Argument für den Standort Plauen.
 
In meiner Anfrage möchte ich von der Staatsregierung wissen, wie man den Aufbau einer Anlage zur kathodischen Tauchlackierung in Plauen fördern kann, um die Arbeitsplätze in Deutschland zu halten, und ob erneut – wie im Fall der vom Telekommunikationshersteller Nokia vorgenommenen Verlagerung eines Werkes von Bochum nach Rumänien – ein Arbeitsplatzabbau in Deutschland mit EU-Beihilfen gefördert wurde. Die Staatsregierung muß endlich handeln, damit das Vogtland kein industriepolitisches Katastrophengebiet wird.”
 
Holger Szymanski
Pressesprecher der NPD-Fraktion im Sächsischen Landtag
Bernhard-von-Lindenau-Platz 1
01067 Dresden
Tel.: (0351) 493 49 00
Fax: (0351) 493 49 30
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