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Forscherdrang in Kindertageseinrichtungen

10.12.2009 | von Frank Franz

Von den Regierungsfraktionen CDU und FDP selbst eingebracht wurde heute der Berichtsantrag “Forscherdrang in sächsischen Kindertageseinrichtungen stärken – Vermittlung von naturwissenschaftlichem und mathematischem Wissen fördern”. Hierbei handelt es sich um ein derart selbstverständliches Unterfangen, daß man erstaunt ist, daß es überhaupt diskutiert werden muß. Neben der fast unvermeidlichen Zustimmung waren aus Sicht der NPD dennoch einige kritische Anmerkungen nicht zu vermeiden:

 
Zunächst stellte sich die Frage: Warum erst jetzt? Bedarf die Arbeit der Erzieherinnen wirklich künstlich erzeugter Initiativen, um “das Wissen und die Kompetenzen in Mathematik und Naturwissenschaften” in den Kindertageseinrichtungen ausreichend zu verankern?
 
Natürlich sollte “der Freistaat Sachsen in stärkerem Maße Initiativen zur Vermittlung von naturwissenschaftlichem und mathematischem Wissen” auch über die “Kooperation mit Unternehmen” unterstützen. Aber auch das ist nicht wirklich neu. Früher hieß dies “Patenbrigade”, deren Mitglieder die Patenschaft über Schulklassen aber auch Kindergartengruppen übernahmen.
 
Wenn heute namhafte Unternehmen diese Rolle zu übernehmen versuchen, so ist dies das mindeste, was man von ihnen erwarten kann. Schließlich benötigen sie später qualifizierte Arbeitskräfte und es kann auch nicht falsch sein, sich entwickelnde Berufswünsche in die technische Richtung zu lenken. Nicht jeder kann sein Auskommen in Geisteswissenschaften oder selbst erschaffenen sozialen Biotopen finden. Kritik aus der linken Ecke war hier deshalb fehl am Platze. Da ist schon eher stärkeres Engagement der Unternehmen an den Schulen anzumahnen. Damit könnte späterem Geschrei nach Import ausländischer Fachkräfte rechtzeitig vorgebeugt werden.
 
Im Zentrum der Diskussion stand der Sächsische Bildungsplan. Nun hat es lange genug gedauert, bis Sachsen überhaupt einen Bildungsplan hatte, und perfekt ist er nicht – kann er auch nicht sein. Allerdings zeigen uns die Pisa-Studien, daß ein Überdenken der Bildungssituation in Deutschland, auch in Sachsen, dringend notwendig ist.
 
Dabei kommt allerdings der Komplex Naturwissenschaften und Mathematik in dem Gesamtwerk doch etwas kurz, lediglich auf 14 von 117 Seiten finden sich Anregungen für Entdecken und Ordnen, also naturwissenschaftliche und mathematische Bildung. Das ist etwa genauso viel wie der Umfang der Quellenangaben und wesentlich weniger als die teilweise schon penetranten Vorgaben zur frühkindlichen Sexualerziehung. Vorgaben bei denen die Erziehung zur Toleranz gegenüber gleichgeschlechtlichen Lebensformen nicht fehlen darf. Was um alles in der Welt soll ein vier-fünfjähriges Kind damit anfangen?
 
Besser wäre es gewesen, diesen Plan vor der Veröffentlichung auf fehlerhafte inhaltliche Angaben zu prüfen. Oder wie ist es sonst erklärbar, daß auf Seite 83 zum Thema “Entdecken von Regelmäßigkeiten und Entwicklung eines Zahlenverständnisses” sich folgende Frage findet: “Warum hat eine Spinne sechs Beine und nicht drei?”
 
Weder – noch müßte die Antwort lauten, denn ein Kapitel “Unfallfolgen im Tierreich” ist bei allen Nebensächlichkeiten, die sonst aufgeführt werden, im Sächsischen Bildungsplan nicht vorgesehen.
 
Die schulpolitische Sprecherin der NPD-Fraktion, Gitta Schüßler, forderte als entscheidende Voraussetzung die Arbeit in den Kindertagesstätten:
 
“Bevor eine tatsächliche Verbesserung der Bildungssituation eintreten kann, müssen die Rahmenbedingungen verbessert werden, also der Personalschlüssel und die Vor- und Nachbereitungszeiten. Ein weiterer Punkt ist die Ausbildung bzw. Qualifikation der Erzieherinnen. Konkreter, spezifischer und vor allem praxisorientierter, auf den Vorschul- oder Hortbereich zugeschnitten. Hier gibt es noch viel zu tun.”
 
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