Im Streit um seine DDR-Vergangenheit sieht sich der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich heftiger Kritik ausgesetzt.
So wird Tillich unter anderem bezichtigt, mit der von ihm im Internet und im Landtagshandbuch veröffentlichten Biographie die Öffentlichkeit in die Irre zu führen. Dort steht, Tillich sei von 1987 bis 1989 „Angestellter in der Kreisverwaltung Kamenz“ gewesen, nach Angaben der Tageszeitung „Die Welt“ war Tillich allerdings seit dem 25. Mai 1989 zum Stellvertretenden Vorsitzenden des Rates des Kreises bestimmt worden und habe damit der B-Struktur der DDR angehört, die im Krisenfall an die Stelle der normalen Machtstrukturen hätte treten sollen.
Außerdem wird Tillich vorgeworfen, vom Januar bis März 1989 ein Seminar an der Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft in Potsdam besucht zu haben, an das er sich zunächst nicht erinnern konnte.
Der stellvertretende NPD-Fraktionsvorsitzende Dr. Johannes Müller äußerte heute zum Streit um Tillich:
„Tillichs Eintritt in die Ost-CDU ist sicherlich nicht kritikwürdig. Seiner Aussage, daß die Ost-CDU denjenigen DDR-Bürgern, die von der SED in Ruhe gelassen werden wollten, eine Nische geboten hat, kann ich für meine Person nur beipflichten, da ich bekanntermaßen ja im Jahr 1988 – also ein Jahr nach Tillich – aus gleichen Gründen ebenfalls in die Ost-CDU eingetreten bin.
Für kritikwürdig halte ich hingegen Tillichs heutigen Umgang mit seiner Vergangenheit. Es ist schon ein großer Unterschied, ob Tillich, wie er in seiner Biographie schreibt, einer ‚Tätigkeit bei der Kreisverwaltung Kamenz‛ nachgegangen ist – dort dürften damals Dutzende von Angestellten beschäftigt gewesen sein – oder ob er der Stellvertreter des Vorsitzenden des Rates des Kreises für Handel und Versorgung gewesen ist, also schon als relativ junger Mann von 30 Jahren einen Posten mit erheblichen Karriereaussichten bekleidete.
Merkwürdig und wenig glaubwürdig war Tillichs ursprüngliche und mittlerweile revidierte Aussage, sich zunächst nicht an ein dreimonatiges Seminar an der Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft in Potsdam erinnern zu können. War ein solches Seminar für einen jungen Mann aus der Lausitz nicht ein relativ aufregendes und einprägsames Erlebnis?
Gerade vor dem Hintergrund von Tillichs DDR-Karriere sollte die sächsische Union sich die Frage stellen, ob ihr die säbelrasselnde Geschichtspolitik, die sie betreibt, wirklich zusteht. Jeder Schüler, der eine politisch unkorrekte Kleidungsmarke trägt, ist für die sächsische CDU ein ‚Rechtsextremist‛, jeder national denkende Bürger ein ‚Neonazi‛ – vielleicht sollten die sächsischen Christdemokraten lieber mal ihr eigenes konkretes Verhalten unter den Bedingungen einer Diktatur wie der DDR aufarbeiten.
Der Umgang Tillichs mit seiner DDR-Tätigkeit zeigt einmal mehr, wie sehr hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Anderen Personen des öffentlichen Lebens wäre bei einer ähnlichen Staatsnähe eine Karriere in der Bundesrepublik wohl nicht zuletzt von der CDU mit dem Hinweis auf ihre Vergangenheit verwehrt worden.
Zügeln sollte sich allerdings auch Tillichs Gegenspieler Karl Nolle, der nun großmäulig Tillichs ‚knöcheltiefe Verstrickungen als CDU-Staatsfunktionär‛ anprangert. Vielleicht sollte Nolle mal seine eigene Rolle im westlinken Milieu in den Jahren vor 1989 reflektieren, das den Gedanken an die Wiedervereinigung nicht nur aufgegeben hatte, sondern jeden, der noch an der Einheit des Vaterlandes festhielt, mit der Antifa-Keule niederknüppelte, was nicht zuletzt in bei den Grünen, also jener Partei, der die Sympathie von Nolle damals galt, praktiziert wurde. Dies war umso verwerflicher, als die West-Linken eben nicht dem Druck und den Zwängen eines gewöhnlichen DDR-Bürgers ausgesetzt waren, sondern ihren Vaterlandsverrat ganz ohne Not und äußeren Druck begingen.
Am Ende dieser Debatte um Tillich wird sich wohl herausstellen, daß sie auch ein Werbegag des SPD-Abgeordneten und Druckereibesitzers Nolle für eine von ihm angekündigte Broschüre über die ‚Blockflöten’ war.“
24.11.2008
Arne Schimmer
Pressesprecher der NPD-Fraktion im Sächsischen Landtag
Bernhard-von-Lindenau-Platz 1
01067 Dresden
Tel.: (0351) 493 49 00 // (0170) 18 74 207
]]>